Namensgeber Angelo Soliman

Der Namensgeber Angelo Soliman lebte von ca. 1721 bis 1796. Sein Leben war trotz viel Erfahrung mit Ausbeutung und Leid geprägt von Dialog und gegenseitigem Lernen.

Er war einer der sog. “Hofmohren”, in dessen Person und Schicksal sich wesentliche Elemente aus der Geschichte europäisch-afrikanischer Beziehungen – von Sklaverei bis zu gegenseitigem geistigen Austausch – wieder finden.

Man kann Angelo Soliman als einen der großen Schwarzen des 18. Jahrhunderts bezeichnen. Als etwa Siebenjähriger wurde er – vermutlich aus Nordost-Nigeria – geraubt und verschleppt, schließlich auf Sizilien von einer Marquise in Messina aufgezogen und später an einen Fürsten verschenkt (“als unvergütete Übergabe zur weiteren Pflegschaft” [S. 9]). Dieser Fürst von Lobkowitz nahm ihn als jungen Mann mit auf Reisen und in die Schlacht. Angelo kämpfte mit großem Mut, erhielt Auszeichnungen, wehrte sich aber gegen eine weitere militärische Laufbahn und blieb bei Fürst Johann Georg Christian von Lobkowitz als Vertrauter, Berater, Kammerdiener, Nachrichtenübermittler und Vermittler für Bedürftige, so dass er hohes Ansehen errang. Nach dessen Tod 1753 lehnte er den Dienst am Hofe von Kaiser Franz I. Stephan ab, trat in die Dienste des Fürsten Joseph Wenzel von Liechtenstein und war dort bald der Ranghöchste unter den Kammerdienern, also Vorgesetzter der gesamten Dienerschaft. 1768 heiratete er heimlich die Österreicherin Magdalena Christiani, geb von Kellermann. Als Fürst Liechtenstein davon erfuhr, entließ er Soliman. Als gebildeter, hoch angesehener und geschätzter Mann führte er nun ein Privatleben mit Kontakten in die beste Wiener Gesellschaft. Fürst Joseph Wenzels Erbe, Franz Joseph I. von Liechtenstein stellt Soliman 1773, das Jahr, in dem Soliman Vater einer Tochter wurde, als Prinzenerzieher wieder zu einem hohen Gehalt ein.

1781 trat Soliman in die Wiener Freimaurer- Eliteloge “Zur wahren Eintracht” ein und wurde dort nach einiger Zeit zum Vizezeremonienmeister ernannt. Er war mit vielen Dichtern und Intellektuellen seiner Zeit in freundschaftlichem Kontakt, sprach sechs Sprachen (Italienisch, Französisch, Deutsch, Latein, Tschechisch, Englisch) und interessierte sich für die Wissenschaft. 1786 starb seine Frau.

Nach seinem eigenen plötzlichen Tod durch Schlaganfall 1796 erlangte er eine aus heutiger Sicht makabre Berühmtheit durch die “Zurschaustellung seiner über ein Holzmodell gezogenen Haut im k.k. Wiener Naturalienkabinett von 1796 bis 1806.” [S. 17] Seine Tochter beschwerte sich zwar – vergeblich – gegen die Ausstopfung, aber es gibt auch Untersuchungen in Solimans Umfeld von Naturwissenschaftlern, die darauf hin deuten, dass er auf deren Veranlassung seine Haut selbst spendete. “Man hatte sich als ‚aufgeklärter’ Naturwissenschaftler ohne Zweifel den damals ‚modern’ gewordenen Rassismus längst zu eigen gemacht, der der Rechtfertigung von Sklaverei und kolonialer Wirtschaft diente.” [S. 18 f.]

Literatur:

  • Wilhelm Bauer: Angelo Soliman, der hochfürstliche Mohr. Ein exotisches Kapitel Alt-Wien. Wien 1922 – neu aufgelegt und herausgegeben von Monika Firla-Forkl. Edition Ost. Berlin 1993. (Titelbild siehe oben)
  • Philipp Blom/Wolfgang Kos: Angelo Soliman – Ein Afrikaner in Wien. 376. Sonderausstellung des Wien Museums (29.9.2011 – 29.1.2012). Wien 2011
  • Monika Firla: Angelo Soliman in der Wiener Gesellschaft vom 18.-20. Jh. In: Höpp, G. (Hg.): Fremde Erfahrungen. Asiaten und Afrikaner in Deutschland, Österreich und in der Schweiz bis 1945. Berlin 1996, S. 69 -96
  • Monika Firla: Verkörpert uns Soliman? Oder: Hat er seine Haut selbst gespendet? Eine Provokation zu “STATION*CORPUS”. Wien 2001
  • Monika Firla: Angelo Soliman – Ein Wiener Afrikaner im 18. Jh. Sonderausstellung im Rollettmuseum Baden bei Wien 11.3. – 2.8. 2004. Katalogblätter des Rollettmuseums Baden Nr. 48, Baden 2004 [daraus auch die obigen Zitate].